Mein Leben im Wandel

 

                    Die Welt retten -  und dabei selbst untergehen.

 

                    Meine Erfahrungen mit der Anliegenmethode.              
 

Autorin Mara Bausch.

Auszug aus ihrem Buch: "Mein Leben im Wandel".

 

  • ISBN-13-978-3347398795      Taschenbuch    Preis:  9,99 €
  • ISBN-13- 978-3347398801     Hardcover          Preis: 17,99 €

 

                       Die Welt retten -  und dabei selbst untergehen.

 

In meinem Umfeld war ich ein stets ansprechbares Hilfstalent und damit eine gern kontaktierte Anlaufstelle für Anliegen aller Art. Im Verein, in der Schule und im Kindergarten der Kinder, für die liebe Familie. Bedarf an selbstgebackenen Kuchen, Gebasteltem für die Tombola, zu verteilenden Flyern, usw.… gibt es hier in Hülle und Fülle.

 

Wer, wie ich damals, mit seiner Zeit und vor allem mit sich selbst nichts anzufangen weiß, der kann hier rund um die Uhr aktiv sein.

Dabei habe ich in mir nie einen Menschen mit Helfersyndrom gesehen.

Rückblickend muss ich sagen, anderen zu helfen hatte einen für mich wichtigen Vorteil: Ich bekam Aufmerksamkeit.

 

Ich war anerkannt und wurde gesehen, wenn auch nur meiner Hilfe wegen.

Außerdem machte ich mich mal wieder nützlich und das für einen guten Zweck.

 

Fiel die Anerkennung nicht üppig genug für mich aus, kam ich mir ausgenutzt vor. Ich weiß nicht, welcher Schmerz dabei schlimmer für mich war.

Der Schmerz darüber, dass meine erhoffte Anerkennung nur sehr spärlich ausfiel oder dass ich mich ausgenutzt fühlte. Manchmal war dieses Gefühl berechtigt, manchmal auch nicht.

 

Erkennen zu müssen, dass ich letztendlich selbst diejenige war, die es erlaubt hatte, dass man mir so umgehen konnte, war wohl das, was mir am meisten wehtat.

 

 

Ich fing an zu fragen, wieso..?

 

Viele Jahre habe ich kritisch die Geschehnisse dieser Welt beobachtet und überlegt, wie ich mich sinnvoll einbringen könnte.

 

Wie ich im „großen Ganzen“ dazu beitragen konnte, dass nachhaltiger Frieden auf diesem Planeten einzieht und wie ich helfen konnte, damit der Hunger dieser Welt gestillt wird.

 

Das, was „da draußen“ passierte, bereitete mir Kummer. Ich habe mir Sorgen um Unruhen in der Ferne gemacht und dabei nicht gemerkt, wie schlecht es um meinen eigenen inneren Frieden „da drinnen“ bestellt war.

 

Ich habe nicht gespürt, dass meine Ängste und Sorgen um die große weite Welt letztendlich meiner eigenen kleinen Welt in mir galten. Ich dachte, in mir ist alles friedlich und ruhig.

 

Die Kindheit war nicht so gut verlaufen, ja das stimmte, aber das hatte ich längst weggesteckt. Schließlich bin ich auch irgendwie groß geworden. Kein Thema mehr für mich.

 

Dachte ich.

 

Eine dicke Schutzschicht des Schön-Redens und Weglächelns schottete mich von meiner eigenen Hilfsbedürftigkeit ab.

 

Bei all dem westlichen materiellen Überfluss, in dem ich umgeben war, spürte ich meinen eigenen inneren Hunger nach Liebe, Wärme und Geborgenheit nicht.

 

Die materielle Fülle war bis dahin die einzige Fülle, die ich kannte. Liebe, Wärme und Geborgenheit waren leere Wörter für mich gewesen, deren Inhalt mir fremd war.

 

Bei all dem Rettungspotential auf dieser Welt konnte ich mich voll und ganz von mir selbst abzulenken. Es war leichter für mich, andere oder „das große Ganze“ retten zu wollen, als mein eigenes sinkendes Schiff vor dem Untergang bewahren zu müssen.

 

Ein cleverer Schachzug meiner Psyche,

denn die eigenen Baustellen anzuschauen und auszuhalten war manchmal ganz schön schmerzhaft. Da tat es weniger weh, sich auf andere und deren Bedürftigkeit einzulassen.

 

Und durch mein „gutes“ Karma sollte sich mein Leben von alleine zum Guten für mich wenden.

Warum wollte ich das Leben nicht selbst zum Guten wenden statt auf Karma zu warten?

 

Das Anliegen

Durch die Aufstellungen für meine Anliegen haben sich meine verschiedenen Anteile in mir gezeigt: ich lernte mich nach und nach selber kennen.

Ich bekam Einblicke unter meine Schutzschicht, die einer Betonmauer zu gleichen schien.

 

Gefühle, die ich in den Untergrund verbannt hatte, kamen zaghaft zum Vorschein. Und dann war da noch die falsche Fürsorge, die ich auf meine innere Festung aufgebaut hatte.

 

Falsche Fürsorge

Mir war viele Jahre gar nicht klar, dass ich gerne anderen ungefragt meine Hilfe aufs Auge gedrückt habe, obwohl gar keine Unterstützung gefragt war.

 

Dazu gehörten gut gemeinte Ratschläge, nach denen mich keiner gefragt hatte. Da fällt mir gar kein bestimmter ein, weil Ratschläge verteilen mein Standardprogramm in jeder Unterhaltung war. Übergestülpte Hilfsmaßnahmen, bei denen keiner je gesagt hatte, dass er das überhaupt möchte.

 

„Ich hab dir schon mal einen Termin bei meinem Heilpraktiker gemacht.“ Problemlösungen für Dinge, die kein Problem waren und die keiner Lösung bedurften.

Ø Am Arbeitsplatz,

Ø in der Partnerbeziehung,

Ø bei den Kindern

Ø und auch für die Eltern wusste ich dann, was gut für sie ist. Zumindest dachte ich das.

 

Ein weiterer Denkfehler von mir war, dass ich mit der edlen Tugend der Hilfsbereitschaft gutes Karma ansammeln würde.

Mir war damals nicht bewusst, dass ich Hilfs-Bereitschaft mit Hilfs-Zwang verwechselt habe. Dabei fühlten sich alle unter Zwang.

 

Ich, weil ich zwanghaft helfen wollte und die anderen, die sich meiner „gut gemeinten“ Hilfe kaum entziehen konnten.

 

Mein Mann fühlte sich chronisch bevormundet, die Kinder waren genervt oder schalteten auf Durchzug.Erst als ich erkannt habe, dass ich mich permanent in die Angelegenheiten anderer Menschen einmische, konnte ich meinen Handlungen kein gutes Karma mehr abgewinnen.

 

Warum habe ich mir das Recht heraus genommen, ungefragt ins Leben anderer rein zu pfuschen?

Mir ist klar geworden: Auch wenn ich schon vorher absehen kann, dass das was der andere vorhat, schief gehen wird – es ist nicht meine Aufgabe sich in das Leben eines anderen einzumischen.

 

Jeder ist für sich selbst verantwortlich. Die Schöpfung hat jedem das mitgegeben, was er für sein Leben braucht.

 

Auch heranwachsende Kinder und in die Jahre gekommene Eltern, denen ich das Leben anscheinend nicht zutraute, können alleine entscheiden.

Selbst kleinere Kinder können ihrem Alter angepasst für sich bestimmen.

Ich habe mein eigenes Leben, das eine Fülle an Erfahrungen und Möglichkeiten bietet, wenn ich dem anderen sein Leben und seine Entscheidungen lasse.

Und wenn er nicht weiß, was zu tun ist? Dann kann er immer noch mich fragen, oder auch jemand anders. Er kann lernen mit der Situation umzugehen, wenn ich ihm die Chance dazu lasse, seine Chance.

Vielleicht ist es ja gerade das, was er an Erfahrung braucht um daran zu wachsen und zu reifen? Außerdem bleibt zu bedenken, dass meine Lösung nicht unbedingt das Richtige für den anderen sein muss.

 

Schließlich entsteht mein Vorschlag auch nur aus der beschränkten Sichtweise meiner eigenen erlebten Erfahrungen heraus.

Und was ist, wenn es gar nicht schief geht?

Als Mutter hatte ich früher geglaubt, eine Art Grundrecht zu haben, mich bei meinen Kindern einmischen zu dürfen.

 

Ich dachte, es wäre sogar meine Pflicht, den Kindern vorzugeben, wie sie es zu machen haben. Bis ich irgendwann gemerkt habe, dass es den Kindern nicht gut tut und unserer Beziehung erst recht nicht.

 

Ich glaubte, es als Mutter schließlich besser zu wissen. Außerdem wollte ich sie vor jeglichem unnötigem Leid bewahren.

Das harte Leben kam doch noch früh genug.

 

Doch ich hatte nicht bedacht: Wie sollten die Kinder auf die große, weite Welt vorbereitet werden, wenn ich ihnen alles abnahm und ihnen damit vermittelte, dass ich ihnen keine eigenständigen Entscheidungen zutraute? Und sie somit keine eigene Entscheidungen für sich treffen können.mir ging das als kind auch so.

 

Wie sollten sie so ihren eigenen Umgang mit Menschen und Situationen ausprobieren und kennenlernen? Wenn ich in ihrer kleinen Welt alles vorgab und bestimmte, wie sollten sie dann später in der großen, weiten Welt ihre eigenen, freien und unabhängigen Entscheidungen treffen?

 

So manch eigene Lösung der Kinder hat mich völlig überrascht. Ich musste mir eingestehen, dass ich die Kinder bremste, wenn ich sie nicht ausprobieren und entdecken ließ und dass ihr Potential weitaus mehr hergab als ich es ihnen zutraute.

Oft waren ihre Lösungen in dem Moment sogar besser als meine eigenen Vorschläge.

Ich habe gemerkt, dass die Kinder durchaus wissen, was gut für sie ist, wenn sie dürfen, wie sie wollen.

 

Zugegeben, es passiert mir heute noch, dass ich mich, besonders bei den Kindern, in ihre Angelegenheiten einmische und schneller einen Ratschlag rausgegeben habe, als ich danach gefragt wurde. Dabei geht es manchmal um ganz banale Dinge.

 

Zum Glück finde ich die Taste zu meinem Pausenknopf inzwischen immer schneller. Und wenn ich erst hinterher merke, dass mein Programm mit gut gemeinten Tipps bereits durchgelaufen ist, dann kann ich das ehrlich bei den Kindern ansprechen.

 

Mir ist das sehr wichtig geworden, denn ich habe gemerkt, je authentischer ich als Mutter bin, desto echter sind unsere Gespräche.

Vor allem aber sehen sie, dass ihre Mama nicht perfekt ist.

Die Mama ist keine allwissende Königin auf einem Thron, sondern auch nur ein Mensch auf Augenhöhe, der Fehler macht und dazu steht.